Die Binse

Wissenwertes über die Verarbeitung

Binsentechnik

Gespür für den richtigen Dreh muß man beim Binsenflechten haben. Ähnlich wie die Langspielplatt nur aus einer Rille besteht, wird beständig neue Binse mit dem „Binsenfaden“ eingedreht, so dass die ganze Sitzfläche im Grunde nur aus einem einzigen, ziemlich langen Faden besteht. Das Drehen der Binsen sowie das stramme Flechten um das „Holzkorsett“ bringen die Festigkeit.
In einem zweiten Arbeitsschritt werden in die entstandenen „Hohlräume“ solange zu kleinen Paketen zusammengerollte Binsenhalme hineingeschoben, bis die Hohlräume vollständig ausgefüllt sind. Für einen Stuhl werden ca. ein Kilo getrocknete Binsen benötigt.

Binsentechnik

Foto: Liebes Land / J. Geyer

Rohrtechnik

Anders als bei der Binsentechnik wird bei der Rohrtechnik die Bespannung in einem Rahmen erstellt, der nach Fertigstellung in den Stuhlrahmen eingesetzt wird. Das Flechtmaterial wird aus Peddigrohr gewonnen.Nach dem Waschen wird die Außenschicht abgeschält. Insofern trügt die Bezeichnung „Rohrtechnik“, da zum Flechten nicht das ganze Peddigrohr verwendet wird.

Aufbereitung der Binse

Binsenanbau

„scirpus lacustris“ nennt der Botaniker die Flechtbinse und ordnet sie den Sauergräsern zu. Die Flechtbinse ist somit nicht, wie fälschlicherweise häufig vermutet wird, mit dem Schilf verwandt, denn das ist ein Süßgras. Im Gegensatz zum allseits bekannten Schilf, landläufig „Reet“, ist die Binse als nachwachsender Rohstoff eher eine große Unbekannte.

Obwohl sie ihren Standort, ebenso wie das Schilf, im Uferbereich von Flüssen und Seen findet, ist sie nur noch an wenigen Orten anzutreffen. Das größte Vorkommen ist das rund 80 Hektar große Binsenareal im Naturschutzgebiet vor der [Haseldorfer Marsch] – schlechthin eines der letzten noch geschlossenen Binsengebiete in Mitteleuropa.

Binsenernte

Die hohe Zeit der Binsenernte ist von Mitte Juli bis Mitte August, wenn die Halme noch weich sind. Später im Herbst sterben sie als verholzte Stengel ab und werden ans Ufer gespült. Mit Hochwasser laufen die Boote der Schneider aus, um beim nächsten Hochwasser vollbeladen wieder zurückzukehren. Nach dem Schneiden mit sichelförmigen und sehr scharfen Messern über dem Wurzelstock dieser ausdauernden Pflanze, werden die Halme gebündelt.

Rund 35 Pfund kann solch ein Bündel wiegen. Eine körperlich anstrengende Arbeit, zumal die Männer oft bis zu den Hüften im Schlick versinken.Überlange Gummistiefel sind ein Muss.

Transport

Nachdem die Erntemannschaft gegen 11 Uhr ihr Tagewerk von 250 Bunde absolviert hat und das auflaufende Wasser schon bis zu den Knien reicht, beginnt der schweißtreibende Abtransport. Auf flachen Booten, „Schalen“, werden die im Wasser schwimmenden Binsen verladen. Die Sonne steht im Zenit, bis die Männer damit fertig sind. Angetrieben vom Außenbordmotor, schleppt der vorderste Kahn das Boots-Torso in abenteuerliche Weise hinaus auf die Elbe.

Am Ziel werden die Binsen auf Wagen verfrachtet, um gleich wieder hinter hinter dem Deich auf einer Wiese zum Trocknen ausgebreitet zu werden.

Trocknen der Binsen

Die von den Bändern befreiten Bündel werden fächerförmig ausgeworfen. Am besten trocknen die Binsen auf luftigen Stoppelfeldern.
Nach dem Trocknen auf der Wiese wird das Flechtmaterial nochmals gebündelt, an Gestellen aufgehängt und von oben mit Planen abgedeckt.

Wenn der letzte Tropfen Feuchtigkeit entwichen ist, was in der Regel nach vier bis fünf Tagen der Fall ist, wird die Binse in die Scheune gefahren. Ein Hauch von Feuchtigkeit reicht, und die Binse fängt an zu schimmeln. Um den richtigen Zeitpunkt zu erwischen, bedarf es eines geübten Auges und außerordentlichen Fingerspitzengefühls.