Walküre

Binsenstühle „für Hollywood“

Ofener Werkstatt Wiechmann liefert Möbel für „Walküre“-Produktion
Die Babelsberg Film GmbH hatte das Ofener Unternehmen im Internet entdeckt. Für das Flechten der Sitzflächen mussten Sonderschichten eingelegt werden.

VON HELMUT HOGELÜCHT (NWZ 15.09.07)

OFEN – Traditionelle Binsenstühle aus dem Ammerland werden jetzt weltweit bekannt. Immerhin stehen sie neben Tom Cruise vor der Kamera. Doch der Reihe nach:
Der Spielfilm „Valkyrie“ („Walküre“), der vom gescheiterten Attentat auf Adolf Hitler erzählt, wird mit Riesenaufwand in den Filmstudios in Berlin-Babelsberg gedreht. Hollywood-Star Tom Cruise verkörpert darin bekanntlich in der Hauptrolle den Hitler-Attentäter Claus Schenk GrafWilhelm Wiechmann und Angela Heidemann – Ammerländer Binsenstühle von Stauffenberg. Der 80 Millionen US-Dollar teure Film soll die Geschichte Stauffenbergs und des Plans „Walküre“ der Verschwörer vom 20. Juli 1944 erzählen. Seit Mitte Juli surren an verschiedenen Orten in Berlin und Brandenburg die Filmkameras. Gedreht wird bis Ende Oktober, und dazu werden auch heimische Produkte benötigt: Im Mai erreichte die an der August-Hinrichs-Straße ansässige traditionsreiche Ofener Möbelwerkstatt Wiechmann eine Anfrage, 30 Binsenstühle nach individuellen historischen Vorgaben zu fertigen.

Auf die Ofener Adresse war die Babelsberg Film GmbH durch das Internet gekommen, indem sie nach Produktionsstätten für geflochtene Binsenstühle suchten. Dabei zeigte sich das Ammerländer Familienunternehmen, was Preis, Lieferzeit und Qualität anging, sehr flexibel. In Babelsberg entschied man sich gegen andere Mitbewerber für Ammerländer Binsenstühle. „Innerhalb von 14 Tagen nach Eingang der Bestellung stand der Auftrag“, erzählt Wiechmann-Juniorchefin Angela Heidemann mit Stolz. Dafür mussten für das Flechten der Sitzflächen allerdings „einige Sonderschichten“ eingelegt werden. Vorher hatteAmmerländer Binsenstuhl für Hollywoodproduktion Wiechmann ein Modell zur Begutachtung nach Berlin geschickt. Am 16. Juli, unmittelbar vor Drehbeginn, transportierte Angela Heidemann persönlich 14 Stühle, zwei Sessel, vier Hocker und sechs andere mit Binsen geflochtene Stühle zum Drehort.
Es ist übrigens nicht das erste Mal, dass Ammerländer Binsenstühle an prominente Besitzer gehen. Christiane und Emil Underberg, Inhaber eines Spirituosen-Unternehmens, orderten vor zwei Jahren für ihr österreichisches Privathaus 16 handgefertigte Eichen-Binsenstühle. In einem persönlichen Schreiben bedankten sie sich für die „hervorragende Handarbeit“.
Das Unternehmen, 1901 vom Drechsler Dietrich Wiechmann gegründet, fertigt traditionell Stühle und Möbel in Handarbeit. Heute wird die Firma von Wilhelm Wiechmann geführt, dessen Tochter Angela Heidemann die Geschicke des Ammerländer Unternehmens mit leitet.